„Die wahre Freiheit ist nichts anderes als Gerechtigkeit.“
Johann Gottfried Seume
Bild: Ich & KIAm 2. Oktober 2024 erwartet uns eine Sonnenfinsternis, die am Anfang der 2. Dekade Waage stattfindet. Es handelt sich um eine ringförmige Sonnenfinsternis, die im deutschsprachigen Raum leider nicht zu beobachten sein wird. Als ringförmige Sonnenfinsternis wird das himmlische Schauspiel nur auf den Osterinseln, im Süden Chiles und im Süden Argentiniens zu beobachten sein. In vielen Teilen Südamerikas wird die Eklipse als partielle Sonnenfinsternis zu beobachten sein. Auch wenn die Beobachtung einer ringförmigen Sonnenfinsternis ein unvergessliches Erlebnis ist, spielt es aus astrologischer Perspektive nur eine untergeordnete Rolle, ob wir eine Finsternis sehen können oder nicht. Aus astrologischer Sicht geht es vielmehr darum, dass wir uns mit den Themen auseinandersetzen, die uns die jeweilige Eklipse vermitteln will.
Dies ist die zweite und letzte Sonnenfinsternis, die sich in diesem Mondknoten-Zyklus am absteigenden Mondknoten in der Waage ereignet. Die erste Sonnenfinsternis, die am absteigenden Mondknoten in der Waage stattfand, hat sich am 14.10.2023 ereignet. Die nächste Sonnenfinsternis, die sich am absteigenden Mondknoten in der Waage ereignet, wird erst am 14.10.2042 stattfinden. Der aufsteigende Mondknoten läuft vom 17.07.2023 bis zum 12.01.2025 durch den Widder, während sich der absteigende Mondknoten zeitgleich durch die gegenüberliegende Waage bewegt. Der aufsteigende Mondknoten ist ein wichtiger Orientierungspunkt, der uns die Themen anzeigt, auf die wir uns konzentrieren sollten, damit wir in unsere Kraft kommen und unser volles Potential entfalten können. Der gegenüberliegende absteigende Mondknoten macht uns auf die Themen aufmerksam, die uns in unserer Weiterentwicklung behindern können. In der karmischen Astrologie, in der das Thema Reinkarnation eine große Rolle spielt, symbolisiert der aufsteigende Mondknoten die Absichten einer Seele, die in dieser Inkarnation verwirklicht werden wollen. Der gegenüberliegende absteigende Mondknoten symbolisiert die Erfahrungen einer Seele aus früheren Inkarnationen, die auf die gegenwärtige Inkarnation Einfluss nehmen können.
Da die Waage das Partnerschaftszeichen des Zodiaks ist, werden unsere Beziehungen während des anderthalbjährigen Transits vom absteigenden Mondknoten durch die Waage auf Herz und Nieren geprüft. Beziehungen, die unsere Persönlichkeitsentwicklung auf eine konstruktive Art fördern, werden von dem Transit des absteigenden Mondknotens nicht negativ beeinflusst. Dieser Transit stellt die Beziehungen auf den Prüfstand, die von ungesunden Beziehungsdynamiken belastet werden. Der Transit vom absteigenden Mondknoten durch die Waage möchte uns bewusst machen wo wir zu Co-Abhängigkeiten neigen, wo wir unseren Selbstwert zu sehr von der Bestätigung und Anerkennung von anderen abhängig machen und wo wir – wie ein Chamäleon – unser Auftreten verändern, nur um anderen zu gefallen oder um uns bestimmte Vorteile zu verschaffen. Der Transit vom absteigenden Mondknoten durch die Waage möchte uns aufzeigen wo wir nicht authentisch sind und anderen dadurch die Chance nehmen uns wirklich kennenzulernen.
Die Waage ist das Zeichen des Friedens und der Harmonie. Wenn die Waage in ihrer unerlösten Seite zum Ausdruck kommt, können wir so harmoniebedürftig sein, dass wir jedem Konflikt aus dem Weg gehen. Dann ziehen wir es vor in einer Scheinharmonie zu leben, anstatt für echten Frieden einzutreten, indem wir die Dinge ansprechen, die uns auf dem Herzen liegen. Da Konfliktfähigkeit ein großes Thema im Widder ist, möchte uns der Transit vom aufsteigenden Mondknoten durch den Widder dazu verhelfen eine gesunde Streitkultur zu entwickeln. Wenn wir wahren Frieden und echte Harmonie haben wollen, müssen wir lernen Konflikte auf eine konstruktive Art zu lösen. Die Sonnenfinsternis in der Waage möchte uns aber auch bewusst machen welche Beziehungen Gift für unseren inneren Frieden und für unser inneres Gleichgewicht sind. Jetzt geht es nicht darum Frieden um jeden Preis zu erhalten, es geht aber auch nicht darum in einer Beziehung auszuharren, die uns immer wieder aus der Bahn wirft.
Obwohl die Waage das Partnerschaftszeichen des Zodiaks ist, geht es im 7. Zeichen nicht nur um zwischenmenschliche Beziehungen, denn nicht für jeden von uns liegt die Waage in einem Haus, in dem zwischenmenschliche Beziehungen im Vordergrund stehen. Die 12 Häuser eines Horoskops symbolisieren 12 unterschiedliche Lebensbereiche. Je nachdem welches Haus die Waage in unserem persönlichen Horoskop besetzt, kann die Sonnenfinsternis ganz unterschiedliche Lebensbereiche für uns in den Fokus rücken. Für einige von uns kann es jetzt um die Beziehung gehen, die wir zu unserer Arbeit haben. Für andere von uns kann unsere Beziehung zu Geld oder zu unserem Körper im Vordergrund stehen. Für wieder andere von uns kann die Beziehung zu unserer Heimat oder zu Gott im Fokus stehen.
Im gegenüberliegenden Widder, in dem sich der aufsteigende Mondknoten befindet, geht es in erster Linie um die Beziehung, die wir zu uns selbst haben. Im Widder geht es um ein Ich-Bewusstsein, während es in der Waage um ein Wir-Bewusstsein geht. Mit dem aufsteigenden Mondknoten im Widder sollte unser Fokus auf unserer Persönlichkeitsentwicklung und auf unserer Selbstverwirklichung liegen. Im Widder geht es darum eine gute Beziehung zu uns selbst aufzubauen. Im Idealfall lernen wir im Widder unser bester Freund zu sein. Durch den Widder können wir lernen was gesunder Egoismus bedeutet. Im Widder geht es darum unsere eigenen Ziele, unsere eigenen Interessen und unsere eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und uns für sie einzusetzen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir keinen Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen legen sollten, während sich der aufsteigende Mondknoten im Widder befindet. Es bedeutet vielmehr, dass uns der Transit der Mondknoten durch die Beziehungsachse Widder-Waage bewusst machen will, dass die Qualität von Beziehungen in dem Maße wächst, in dem beide Partner eine gute Beziehung zu sich selbst aufbauen und dafür sorgen, dass sie mit sich selbst im Reinen sind.
Der Transit vom aufsteigenden Mondknoten durch den Widder stellt uns vor die Frage, ob wir uns in unseren Beziehungen gegenseitig den Raum geben wir selbst zu sein und unsere eigenen Ziele zu verfolgen, denn im Widder stehen Authentizität, Selbständigkeit und Autonomie im Vordergrund. Wenn wir erkennen müssen, dass wir unsere eigenen Interessen vernachlässigt haben, weil wir zu sehr mit unseren Beziehungen beschäftigt waren, ist die Sonnenfinsternis am absteigenden Mondknoten in der Waage ein Weckruf. Wir befinden uns mittlerweile in der letzten Phase des anderthalbjährigen Transits der Mondknoten durch die Beziehungsachse Widder-Waage. Die Sonnenfinsternis gibt uns die Chance das Ruder herumzureißen, wenn wir feststellen, dass wir uns selbst zugunsten unserer Beziehungen vernachlässigt haben. Vielleicht sind wir aber auch zu sehr in die andere Richtung abgedriftet. Vielleicht wurden wir oft enttäuscht in unseren Beziehungen und haben Abwehrmechanismen entwickelt, die uns davon abhalten erfüllende Beziehungen zu erleben. Vielleicht versuchen wir uns zu schützen, indem wir uns gar nicht mehr richtig einlassen. Vielleicht haben wir so eine Angst vor einem Ich-Verlust, dass wir demonstrativ unsere Unabhängigkeit beweisen müssen. Vielleicht haben oft die Erfahrung gemacht zu kurz zu kommen in unseren Beziehungen, so dass wir jetzt zu sehr auf unsere Vorteile bedacht sind. In beiden Fällen bietet uns die Sonnenfinsternis in der Waage die Chance für einen umfassenden Neuanfang. Es braucht Bewusstwerdung für einen Neuanfang und zu eben dieser Bewusstwerdung möchte uns die Sonnenfinsternis in der Waage verhelfen.
Astrologische Bedeutung einer Sonnenfinsternis
Eine Sonnenfinsternis findet immer an einem Neumond statt. Eine Sonnenfinsternis ist ein besonders kraftvoller Neumond, der uns die Möglichkeit gibt einen grundlegenden Neuanfang zu machen. Da Sonnenfinsternisse in Zyklen verlaufen, die sich über einen Zeitraum von ungefähr 18 Jahren erstrecken, geht jetzt ein großer Lebensabschnitt zu Ende, während ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond vor die Sonne, wodurch die Sonne – zumindest bei einer totalen Sonnenfinsternis – gänzlich hinter dem Mond verschwindet. Während einer totalen Sonnenfinsternis wird es am helllichten Tag stockdunkel und die Sterne, die normalerweise vom Sonnenlicht überstrahlt werden, sind tagsüber zu sehen. Sonnenfinsternisse unterbrechen nicht nur die normalen Rhythmen der Natur, sie unterbrechen auch unsere persönlichen Rhythmen. Diese Unterbrechung möchte uns auf Verhaltensweisen aufmerksam machen, die normalerweise im Autopilot-Modus ablaufen. Eine Sonnenfinsternis möchte uns also eingefahrene Muster bewusst machen, die uns nicht mehr dienlich sind. Eine Sonnenfinsternis enthält den Keim von etwas Neuem, aber wie das Neue aussieht, muss sich erst noch zeigen. Eine Sonnenfinsternis kann man mit einem Polaroid-Foto vergleichen, das zum Zeitpunkt der Eklipse geknipst wird, das aber noch Zeit für seine Entwicklung braucht. Egal ob wir das Polaroid schütteln oder ob wir wild pusten: die Entwicklung des Bildes können wir nicht beschleunigen. Eine Sonnenfinsternis ist sozusagen eine kosmische Hebamme, die uns von der Empfängnis bis zur Geburt begleitet. Zum Zeitpunkt der Finsternis wissen wir noch nicht womit wir schwanger gehen und was in den kommenden Monaten geboren werden will. Von daher sollten wir uns in den Tagen, in denen die Sonnenfinsternis stattfindet, möglichst entspannen und uns für das öffnen, was sich in unserem Leben offenbaren will.
Finsternis-Themen
Die Sonne und der Mond verbinden sich auf 10° Waage und die beiden großen Lichter bilden eine Konjunktion zu Lilith und Merkur. Der absteigende Mondknoten befindet sich mittlerweile auf 6° Waage und bildet somit auch eine Konjunktion zu der Finsterniskonstellation. Venus befindet sich im Skorpion und die „göttliche Schöne“ bildet einen stabilisierenden Aspekt (Trigon) zu Saturn in den Fischen und zu Mars im Krebs. Ein Trigon zwischen Venus und Mars ist immer eine feine Sache, aber da Venus die Herrscherin der Waage ist und da Mars der Herrscher des Widders ist, gewinnt die harmonische Verbindung zwischen Venus und Mars enorm an Gewicht. Venus ist der Beziehungs- und Werteplanet und Mars ist der Energie- und Handlungsplanet. Venus symbolisiert das, was wir haben wollen, während Mars symbolisiert, wie wir handeln, um zu bekommen was wir haben wollen. Wenn Venus und Mars ein Trigon bilden, fällt es uns leichter unser Handeln auf unsere Bedürfnisse abzustimmen, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass wir bekommen, was wir haben wollen, höher ist. Das Trigon zwischen Venus und Mars möchte uns zu mehr Gleichgewicht zwischen Aktivität und Rezeptivität verhelfen. Wenn wir in unseren Beziehungen dazu neigen immer den ersten Schritt zu machen, ist es jetzt an der Zeit uns zurückzunehmen und anderen die Möglichkeit zu geben auf uns zuzukommen. Wenn wir eher passiv in unseren Beziehungen sind und anderen immer die Führung überlassen, sollten wir uns jetzt aktiver in unsere Beziehungen einbringen. Da sich Venus und Mars zusätzlich im Trigon zu Saturn befinden, bietet uns die Sonnenfinsternis gute Voraussetzungen für mehr emotionale Reife in unseren Beziehungen. Der harmonische Einfluss von Saturn erleichtert es uns gesunde Grenzen in unseren Beziehungen zu setzen und die Grenzen von anderen zu respektieren. Da sich Venus, Mars und Saturn jeweils in Wasser-Zeichen befinden, bekommt die Sonnenfinsternis in der Waage mehr emotionalen Tiefgang, denn in den Wasser-Zeichen geht es um unsere Gefühlswelt, während die Waage, als Luftzeichen, ein intellektuelles Zeichen ist.
Sonnenfinsternis 10° Waage, 02.10.2024, 20:45h MESZ
Besonders interessant ist die Tatsache, dass die Sonnenfinsternis in der Waage in exakter Konjunktion zu Lilith stattfindet! Die Waage ist das Zeichen der Gerechtigkeit, der Ebenbürtigkeit, der Gleichberechtigung, der Fairness und des Gleichgewichts zwischen Geben und Nehmen. Einige Astrologen ordnen Lilith der Waage zu, denn im Mythos der „dunklen Göttin“ spielen die Waage-Themen eine entscheidende Rolle. In der jüdischen Mythologie ist Lilith die erste Frau Adams. Nachdem Gott Adam erschaffen hatte, sprach er „es ist nicht gut für den Menschen allein zu sein“. Und so erschuf er eine Gefährtin für Adam, Lilith, die erste Frau. Dem ersten Menschenpaar gab er das Paradies als Zuhause. Doch es blieb nicht lange paradiesisch im Garten Eden, denn schon bald begannen Adam und Lilith zu streiten. Adam verlangte von Lilith, dass sie unter ihm liegen müsse, was Lilith aber nicht einsah. Lilith erklärte Adam, dass sie, wie er, von Gott aus Erde erschaffen wurde und dass sie ihm deshalb ebenbürtig ist. Adam hingegen beharrte darauf, dass Lilith unter ihm liegen müsse und er berief sich auf die Bibelstelle, die besagt “nach Deinem Mann sollst Du verlangen und er wird Dein Herr sein”. Lilith wiederum untermauerte ihre Position, indem sie auf die Bibelstelle verwies, die beschreibt, dass sie und Adam von Gott aus der gleichen Erde gemacht wurden. Lilith war der Meinung, dass beide die gleichen Rechte haben, weil sie gleichwertig erschaffen wurden. Aber sie hörten nicht aufeinander und da Lilith keine Lösung für diesen Konflikt sah, floh sie aus dem Paradies.
Burney Relief, Mesopotamien, Lilith/Ishtar, um 1800 v. Chr.Adam wandte sich in einem Gebet an seinen Schöpfer und erklärte ihm, dass die Frau, die er ihm gegeben hat, von ihm gegangen ist. Daraufhin sandte Gott drei Engel aus, die Lilith zurückholen sollten. Zu Adam sagte Gott: „Falls sie zurückkehren will, ist es gut, wenn nicht, dann muss sie es auf sich nehmen, dass jeden Tag Hundert ihrer Kinder sterben.“ Die drei Engel fanden Lilith inmitten der reißenden Wasser des roten Meeres. Sie versuchten sie zu ihrer Rückkehr zu bewegen, indem sie ihr damit drohten, dass jeden Tag Hundert ihrer Kinder sterben würden, wenn sie nicht zu Adam zurückkehrt. Lilith war nach dem großen Streit mit Adam immer noch vom Zorn erfüllt und so erwiderte sie trotzig „Lasst mich! Ich bin dazu erschaffen worden Kindern zu schaden!“. Die Engel waren erschüttert und sie versuchten Lilith zu beschwichtigen. Da versprach Lilith, dass sie die Kinder verschonen wird, die durch ein Amulett beschützt werden, das die Namen der drei Engel trägt. Die Engel kehrten zu Gott zurück und erklärten ihm, dass Lilith nicht zurückkehren will. So trat der Fluch Gottes in Kraft, der Lilith zu einer Kinder mordenden, lüsternen, hasserfüllten Dämonin machen sollte.
Da Adam nun allein im Garten Eden war, gab Gott ihm eine zweite Frau, Eva, die er aus Adams Rippe geformt hat. Adam war überglücklich als er Eva das erste Mal erblickte und er rief „Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden, denn vom Mann ist sie genommen“. Im Gegensatz zu Lilith war Eva Adam nicht ebenbürtig, denn sie war kein eigenständiges Wesen, sie war ein Teil von Adam, weil sie aus seinem Körper erschaffen wurde. Da Gott Adam in einen tiefen Schlaf versetzt hat, als er Eva aus Adams Rippe erschaffen hat, kann man Eva durchaus als Adams „Traumfrau“ bezeichnen.
Auch Lilith blieb nicht allein, sie wurde zur Gefährtin Samaels, einem der größten Gegenspieler Gottes. Samael ist ein Erzengel in der jüdischen Mythologie und sein Name bedeutet so viel wie „das Gift Gottes“. Samael ist der Anführer der rebellierenden Engel und in der jüdischen Tradition ist er meist gleichbedeutend mit Satan. Samael führt die Menschen in Versuchung, um die Menschheit zu Fall zu bringen. Gemeinsam als Paar wurden Samael und Lilith zu den Anführern der „anderen Seite“. Im Sohar, dem wohl bedeutendsten Teil der Kabbala, werden Samael und Lilith zum Prototyp des „unheiligen Paares“, im Gegensatz zu dem „heiligen Paar“ Adam und Eva. Auch das „heilige Paar“ musste das Paradies letztlich verlassen, nachdem Adam und Eva die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, aber das ist eine andere Geschichte...
Lilith, John Collier, 1887Es gibt wohl kaum eine andere mythologische Figur, die im Laufe der Jahrhunderte so eine extreme Transformation durchlebt hat, wie Lilith. Lilith wurde vom heiligen Geschöpf zum Kinder mordenden Vamp und zum Succubus, einer verführerischen Dämonin, die Männer im Schlaf heimsucht, um ihnen den Samen zu stehlen. Jahrhundertelang wurde die erste Frau Adams von der einen Seite dämonisiert, während sie von der anderen Seite totgeschwiegen wurde. Im Zuge der sexuellen Revolution haben Feministinnen den Mythos von Lilith wiederentdeckt und neu interpretiert. Lilith wurde zum Sinnbild der Emanzipation und zur Ikone der weiblichen Rebellion, die sich gegen die Unterdrückung von Frauen richtet.
Aufgrund der mythologischen Hintergründe symbolisiert Lilith auch in der Astrologie Machtkämpfe, die Dämonisierung von vermeintlichen Gegnern und den Kampf um Gleichberechtigung, wobei es im astrologischen Kontext nicht nur um eine Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen geht. Lilith steht für alle, denen ein großes Unrecht geschieht und die sich gegen Unterdrückung wehren. Lilith steht für all diejenigen, die ausgegrenzt und stigmatisiert werden, weil sie unbequeme Wahrheiten ansprechen. Im individuellen Horoskop symbolisiert Lilith einen ursprünglichen, wilden, authentischen Teil unseres Wesens, der sehr instinktiv reagiert. Wenn dieser Teil unseres Wesens schon früh beschämt und unterdrückt wurde, kann sich viel Wut ansammeln. So wie Lilith nach ihrer Flucht aus dem Paradies eine defensive Haltung eingenommen hat und sich mit der Rolle der Dämonin identifiziert hat, können auch wir uns in dem Bild verlieren, das andere auf uns projizieren. Speziell mit Lilith in der Waage kann es uns schwerfallen ein klares Selbstbild aufrechtzuerhalten, wenn andere uns in die Rolle des Sündenbocks oder des Schuldigen drängen wollen. Ein extremes Beispiel zeigt sich in Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden. Eine Frau, die vergewaltigt wurde, leidet oft unter extremen Scham- und Schuldgefühlen. Die vergewaltigte Frau fühlt sozusagen stellvertretend die Scham- und Schuldgefühle, die eigentlich der Täter fühlen sollte. Umgekehrt kann es mit Lilith in der Waage auch ungeheuer verführerisch sein dem positiven Bild entsprechen zu wollen, das andere von uns haben. Mit Lilith in der Waage müssen wir also aufpassen, dass wir uns nicht mit etwas identifizieren, das nicht zu uns gehört.
Lilith zeigt wo wir Bestrafung, Kritik oder Ausgrenzung erfahren haben, weil wir uns gegen Kontrolle, Manipulation und Dominanz gewehrt haben. Da Lilith aus dem Garten Eden geflohen ist, um sich dem Kampf mit Adam zu entziehen, symbolisiert Lilith die Weigerung sich auf Machtkämpfe einzulassen. Ein Mensch, der stark Lilith geprägt ist, nimmt lieber einen Verlust in Kauf, als sich zu unterwerfen oder auf endlose Machtkämpfe einzulassen. Wenn Lilith in ihrer erlösten Form zum Ausdruck kommt, symbolisiert sie die Autonomie über den eigenen Körper, eine selbstbestimmte Sexualität und das Hören auf die eigenen Bedürfnisse. Da Lilith ihr Zuhause verlassen hat und sich in eine unbekannte Welt hinausgewagt hat, symbolisiert Lilith den Mut ein Risiko einzugehen und sich dem Unbekannten zu stellen.
Kennzeichnend für Lilith ist ein starker Instinkt, gepaart mit einem wachen Verstand. Im Gegensatz zu Adam hat Lilith mit Logik argumentiert. Adam hat gesagt was er will und er hat seine führende Position in der Beziehung zu Lilith mit einem Bibelvers begründet. Lilith hingegen hat logisch argumentiert, indem sie sagte, dass sie – wie Adam – von Gott aus Erde gemacht wurde und dass sie ihm deshalb ebenbürtig ist. Offenbar hatte Adam kein Gegenargument, das er hätte logisch begründen können, denn sich auf einen Bibelvers zu berufen ist keine logische Argumentation. Der Mythos des ersten Menschenpaares verdeutlicht, dass viele Beziehungen an Kommunikationsproblemen scheitern. Die Art, wie Adam und Lilith zueinander gesprochen haben, verhindert jeden Austausch und damit eine echte Begegnung. Lilith hätte Adam fragen können warum es ihm so wichtig ist oben zu liegen und was ihn - seiner Meinung nach - zu einem geeigneten Herrscher macht. Durch diese Fragen hätte Adam seine eigenen Motive hinterfragen müssen und vielleicht wäre er sogar zu dem Schluss gekommen, dass es viel sinnvoller ist seine eigenen Werte zu entwickeln, anstatt seine Vorstellungen von Beziehungen von der Bibel abhängig zu machen. Adam hätte Lilith fragen können warum es für sie nicht infrage kommt unten zu liegen und was sie sich von der Beziehung wünscht. Auch Lilith hätte ihre Haltung hinterfragen müssen und das Paar hätte sich näherkommen können, wenn sie sich über ihre Ängste und Bedürfnisse ausgetauscht hätten.
Wie bereits erwähnt findet die Sonnenfinsternis nicht nur in Konjunktion zu Lilith, sondern auch in Konjunktion zu Merkur statt. Merkur ist der Kommunikationsplanet, von daher spielt das Thema Kommunikation eine entscheidende Rolle bei dieser Eklipse. Da die Sonnenfinsternis am absteigenden Mondknoten stattfindet, geht es jetzt darum behindernde Kommunikationsweisen aufzuspüren und sie in den kommenden Monaten zu transformieren. Da die Waage ein intellektuelles Zeichen ist, stellt uns die Sonnenfinsternis vor die Frage, ob wir zu kopfgesteuert an Beziehungen herangehen. Mit dem aufsteigenden Mondknoten im Widder geht es darum, dass wir mehr mit unseren Instinkten und mit unseren natürlichen Impulsen in Kontakt kommen. Wenn wir zu analytisch und kopfgesteuert an unsere Beziehungen herangehen, handeln wir unter Umständen gegen unsere Instinkte.
Als Kommunikationsplanet symbolisiert Merkur nicht nur die Gespräche, die wir mit anderen Menschen führen, sondern auch unsere inneren Dialoge und Gedankengänge. Merkur am absteigenden Mondknoten kann darauf hinweisen, dass die Art, wie wir in Gedanken zu uns selbst sprechen, eine Erneuerung gebrauchen kann. Vielleicht gehen wir sehr hart mit uns ins Gericht oder vielleicht richten wir in Gedanken hart über andere. Beides kreiert negative Energien und stört unser inneres Gleichgewicht. Vielleicht kreisen sich unsere Gedanken auch immer wieder um einen Menschen, der nicht mehr Teil unseres Lebens ist. Da der absteigende Mondknoten sehr vergangenheitsbezogen ist, könnten wir uns selbst in der Vergangenheit halten, indem wir in Gedanken eine Beziehung am Leben halten, die längst vergangen ist. Ein weiteres wichtiges Thema, das diese Konstellation auf den Plan ruft, sind Tabu-Themen. Lilith hat viel mit Tabus zu tun, von daher fordert uns diese Eklipse dazu auf unsere eigenen Tabu-Themen zu hinterfragen und nachzuhaken, wenn andere uns das Gefühl geben, dass man über bestimmte Themen nicht sprechen darf.
Die Sonnenfinsternis in der Waage bietet uns die Chance mehr Erfüllung in unseren Beziehungen zu finden. Voraussetzung dafür ist, dass wir bereit sind uns authentischer zu zeigen, ehrlicher zu kommunizieren, mehr zu unseren Bedürfnissen zu stehen, uns gegenseitig den Freiraum zu geben unsere eigenen Ziele zu verfolgen und zu akzeptieren, dass in jeder Beziehung zwei eigenständige Individuen aufeinandertreffen, die ganz unterschiedliche Ansichten haben können. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass wir uns um unsere eigenen Baustellen kümmern. Wenn zwei Menschen zusammenkommen, die beide Verantwortung für ihre eigenes Lebensglück übernehmen, haben sie die besten Voraussetzungen Erfüllung in ihrer Beziehung zu finden.
Viele liebe Grüße mit den Sternen ✨
Lia
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